Wednesday, October 04, 2006

schlittenfahren mit mann & hesse



DER SOHN DES BRAHMANENIm Schatten des Hauses, in der Sonne des Flußufers Booten, im Schattendes Salwaldes, im Schatten des Feigenbaumes wuchs Siddhartha auf, derschöne Brahmanen, der junge Falke, zusammen mit seinem Freunde, demBrahmanensohn. Sonne bräunte seine lichten Schultern am Flußufer,beim Bade, bei den heiligen Waschungen, bei den heiligen Opfern.Schatten floß in seine schwarzen Augen im Mangohain, bei denKnabenspielen, beim Gesang der Mutter, bei den heiligen Opfern, beiden Lehren seines Vaters, des Gelehrten, beim Gespräch der Weisen.Lange schon nahm Siddhartha am Gespräch der Weisen teil, übte sich mitGovinda im Redekampf, übte sich mit Govinda in der Kunst derBetrachtung, im Dienst der Versenkung. Schon verstand er, lautlos dasOm zu sprechen, das Wort der Worte, es lautlos in sich hinein zusprechen mit dem Einhauch, es lautlos aus sich heraus zu sprechen mitdem Aushauch, mit gesammelter Seele, die Stirn umgeben--vom Glanz desklardenkenden Geistes. Schon verstand er, im Innern seines WesensAtman zu wissen, unzerstörbar, eins mit dem Weltall.

Erstes KapitelGustav Aschenbach oder von Aschenbach, wie seit seinem fünfzigstenGeburtstag amtlich sein Name lautete, hatte an einemFrühlingsnachmittag des Jahres 19.., das unserem Kontinent monatelangeine so gefahrdrohende Miene zeigte, von seiner Wohnung in derPrinz-Regentenstraße zu München aus, allein einen weiteren Spaziergangunternommen. Überreizt von der schwierigen und gefährlichen, ebenjetzt eine höchste Behutsamkeit, Umsicht, Eindringlichkeit undGenauigkeit des Willens erfordernden Arbeit der Vormittagsstunden,hatte der Schriftsteller dem Fortschwingen des produzierendenTriebwerks in seinem Innern, jenem »motus animi continuus«, worinnach Cicero das Wesen der Beredsamkeit besteht, auch nach derMittagsmahlzeit nicht Einhalt zu tun vermocht und den entlastendenSchlummer nicht gefunden, der ihm, bei zunehmender Abnutzbarkeitseiner Kräfte, einmal untertags so nötig war. So hatte er bald nachdem Tee das Freie gesucht, in der Hoffnung, daß Luft und Bewegung ihnwieder herstellen und ihm zu einem ersprießlichen Abend verhelfenwürden.

3 comments:

maverick said...
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maverick said...

und dennch blieb das Gefühl wahrhaftig, jenes wage Erinnern an eine innere Ausgeglichenheit, die doch aller Illusion zu trotz immer eins mit ihm wurde, hin und wieder, in einem unbeobachteten Moment, vergessen selbst von seinem eigenen Verstand und doch present, nicht zu leugnen, unwiderruflich verloren und doch hin und wieder fast neckisch hervorkommend, als ob es das natürlichste der Welt gewesen wäre. Er bot diesem Gefühl keinen Einhalt und nahm es gleichzeitig nicht auf. Er umwarb es nicht schenkte ihm alle Beachtung und Verachtung zugleich. Es war nicht zu bestreiten, es war nicht übersehbar, es war ungeheurlich, es war hartnäckig, aber es war da. Dieses Gefühl. Dieses Bestreben, dieses Verlocken. ... er lebte. ... und nun da der Held mit sich alleine, die Sonne tief, ... Harvard ... Fila ... Fira ... ach leckt ich doch am ARSCH!

Anonymous said...

die blaue schrift auf dem schwarzen hintergrund lässt mich taumeln. es schmerzt. aber wichtig sind die worte. nicht wahr? für mich ist es nur ein zittern von blau auf schwarz. unleserlich.