Tuesday, November 28, 2006

schmidt redet und ich hoer zu.


zwei oder dreimal kam ich auf nachtspaziergaengen der paracelsusstrasse ,wo er fuer einen laengeren zeitraum wohnte, sehr nahe.
konnte ihm beim anblick dieses augsburger herbstsettings immer nachfuehlen ,wie bedeutsam und heilsam der ruf nach duesseldorf wohl gewesen sein muss. -whatever.

ZEIT: War Rudi Carrell ein Vorbild für Sie?
Schmidt: Das kann man sagen.
ZEIT: Wann war Ihr letztes Treffen mit Rudi Carrell?
Schmidt: Vier Monate vor seinem Tod. Ich war bei ihm in seiner Suite im Kölner Maritim Hotel. Er wollte mir einen Ausschnitt seiner Sendung Sieben Tage, sieben Köpfe zeigen. Sein Zimmer war vollkommen aufgeräumt, er hatte den Videorecorder exakt schon auf die Stelle vorgespult, die er mir zeigen wollte. Bei anderen Fernsehleuten geht es meistens damit los, dass sie umständlich suchen müssen.
ZEIT: Eine Begegnung mit Wehmut?
Schmidt: Rudi Carrell hatte Las-Vegas-Format, er war der Einzige. Mit ihm ging für mich eine Epoche zu Ende. Ein bisschen so war auch die Stimmung in diesem Hotelzimmer. Er hatte mit dem Leben abgeschlossen, er erschien mir ehrlich unsentimental. Es verlief genauso, wie ich es mir vorgestellt hatte. Er hat kurz die einzelnen Kollegen abgefragt, wer macht was. Seine Quintessenz: Alles Scheiße.
ZEIT: Ausgenommen Carrell und Schmidt?
Schmidt: Ehrlicherweise muss ich sagen, so habe ich das auch empfunden. Es war wie eine Privataudienz, die mir Carrell noch einmal gewährte. Er wusste, wie sehr ich ihn wirklich verehre. Ich hatte das Gefühl, er erzählte mir Dinge, damit ich sie in seinem Sinne weitertrage. Nach einer Viertelstunde war es dann vorbei. Er sagte mir, dass er nun Fußball gucken wolle. Das war für mich das Zeichen zu gehen.

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kuerzung,zeitsprung von geschaetzen 37 minuten
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ZEIT: Herr Schmidt, alles ist ein großes Spiel, diesen Eindruck vermitteln Sie. Sie sagen oft: Das ist eh egal. Was ist Ihnen nicht egal? Was ist im Leben nicht Wurscht?
Schmidt: Woher soll ich das wissen? Es ist mir nicht Wurscht, ob in irgendwelchen Kriegsgebieten Medikamente für Kinder vorhanden sind. Oder dass amerikanische Bomberpiloten in Reportagen gezeigt werden, die auf dem Laptop das Foto ihres Babys haben, und der Off-Sprecher sagt, wie schlimm das sei, dass dieser Mann sein Baby noch gar nicht gesehen hat. Und dann fliegt er los und wirft Bomben auf irakische Kinder, natürlich nur zielgerichtet. Wenn Sie sich da reinvertiefen, werden Sie bekloppt oder müssen sich die Kugel geben. Verstehen Sie? Es gibt unglaublich viele Themen, die ich mir, wie Joschka Fischer zu sagen pflegte, nicht auf den Tisch ziehen muss.
ZEIT: Wenn Sie mit Ihren Kindern spielen – spielt da auch der Zyniker?
Schmidt: Natürlich. Niemand gibt so einfühlsam Fläschchen wie der Zyniker. Aber man muss schon Unterschiede machen, bei fremden Kindernasen bleibt Rotz Rotz.

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kuerzung,
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am ende des gespraechs angelangt.

ZEIT: Herr Schmidt, während unseres Gesprächs blicken Sie immer wieder auf den Fernseher in Ihrem Büro. Das Gerät ist ausgeschaltet, warum schauen Sie trotzdem hin?
Schmidt: Weil ich mich im Glas der Scheibe kontrolliere.
ZEIT: Sie sind zufrieden?

Schmidt: Eigentlich kenne ich mich auswendig, mittlerweile habe ich mich auch mit mir selber arrangiert. Was soll ich machen? Ich mag mich.


anmerkung: arrangiert aus: © DIE ZEIT, 23.11.2006 Nr. 48
»Gefühl ekelt mich«
Harald Schmidt hasst Sentimentalitäten, trotzdem spricht er über die Geburt seiner Kinder und den größten Rollenwechsel seines Lebens: Von Peymanns Theaterbühne auf die Planken des Traumschiffs. Von Hanns-Bruno Kammertöns und Stephan Lebert

in gaenze auch nachzulesen auf: http://www.zeit.de/2006/48/Harald-Schmidt?page=all

1 comment:

maverick said...

Und damit kommen wir wieder an den Punkt, an dem eine ihm vorgeworfene Arroganz die Essenz nicht nur haarscharf sondern meilenweit verfehlt haette. Ein derartiges Kommentar ist nicht nur belanglos, sondern weit ab jeden Verständnisses der simplen, wenn auch schwer zu erfassenden Tatsache: er ist wirklich der letzte Arsch der das Recht hat sowas zu sagen.